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BREMISSIMA Magazin | Mai-Juni 2016

Hautnah BREMISSIMA 23 HAUTNAH S ren als Unternehmerin begonnen hat. Denn aus der eigentlich irgend- wann einmal unpolitischen Lencke Steiner ist im Laufe ihres Unter- nehmerinnendaseins eine politisch engagierte geworden. „Mit 20 Jahren bin ich dem Wirtschaftsverband DIE JUNGEN UNTERNEHMER (BJU) beige- treten. Ich hatte nämlich Themen und Probleme, die mich beschäftigt haben und für die ich Lösungen wollte. Wie ist es, plötzlich den Vater als Chef zu haben und wenn irgendwann auch noch der Bruder dazu kommt? Und wie geht man damit um, dass man als Kind mit den Mitarbeitern gespielt hat und nun auf einmal die Arbeitskollegin und sogar die Chefin ist? Ich wollte mir Hilfe holen und wissen, wie andere in meiner Situation das so machen.“ In dem riesigen Netzwerk des Unternehmerverbands stehen alle vor ähnlichen oder den gleichen Herausforderungen, hier bekommt sie den Rat und die Hilfe, nach denen sie gesucht hat. Und dann passiert es: „Ich hatte Ideen und wollte etwas verändern, wurde Regionalkreisvorsitzende in Bremen und später dann Landes- vorsitzende in Niedersachsen. Mit 27 Jahren schließlich wurde ich in einer Kampfabstimmung Bundesvor- sitzende der Jungen Unternehmer – und seitdem ging es auf einmal um Bundespolitik“, erzählt Lencke Steiner und wirkt so, als könne sie es noch immer nicht ganz fassen. „Ich bin im Bundestag ein- und ausgegangen, habe mich mit großen deutschen Familienunternehmern unterhalten und wahnsinnig viel von ihnen gelernt. Ich war wie ein Schwamm, der alles Wissen auf- gesogen hat. Und eigentlich bin ich es noch.“ Dann eines Tages sitzt sie mit ihrer Mutter im Café Knigge und telefoniert mit Bahnchef Rüdiger Grube. Er sagt ihr, er habe viel über sie gelesen und gehört und hätte sie nun gerne für den Konzern-Beirat der Deutschen Bahn AG. „Ich habe anderen Frauen oft gesagt, ihr könnt von Männern lernen. Die sagen schnell ja und überlegen dann hinterher, wie sie es umsetzen. Ich beschloss also, meinen eigenen Rat zu beherzigen und antwortete ihm, ‚Mensch, Herr Grube, ich freue mich riesig und fühle mich geehrt. Ich bin gerne dabei.’ Danach erst fragte ich ihn, was ich denn da eigentlich machen müsse“, lacht Lencke Steiner. „Und ich bekam die beste Antwort, dieermirgebenkonnte:‚FrauSteiner, Sie müssen sich überhaupt keine Gedanken machen oder sich groß- artig vorbereiten. Irgendwann werden Sie merken, warum wir Sie haben wollten.’ Das gab mir ein un- glaubliches Selbstvertrauen, auch heute noch.“ Eine der wenigen Entscheidungen, die sie nicht sofort aus dem Bauch heraus getroffen hat, war die nach der Frage, ob sie sich bei der Bürgerschaftswahl 2015 als Spitzen- kandidatin der Bremer FDP auf- stellen lassen möchte. „Da habe ich mich doch mit meinem Mann besprochen, weil wir sowieso schon wegen unserer jeweiligen Unter- nehmen mit einem Leben an zwei Orten umgehen mussten und uns nun vielleicht noch weniger Zeit füreinander bleibt. Mit meiner Familie wollte ich vor der Ent- scheidung auch sprechen – denn als Unternehmerin Politik zu machen, kann Kunden verprellen und dir ganz schön um die Ohren fliegen“, sagt sie und ergänzt: „Bereut habe ich die Entscheidung aber nie.“ „Was will die eigentlich?“ In politische Themen reingewachsen ist Lencke Steiner durch ihre Arbeit beim BJU. Noch immer sind ihre Themen der Mittelstand, das Fami- lienunternehmertum, die Nachfolge und die junge Generation. „Diese Themen macht irgendwie keiner. Wer denkt an die jüngere Generati- on? Mit der FDP hatte ich die größte Schnittmenge: Ich hatte Lust, etwas zu gestalten, und sie gaben mir die Chance, etwas zu bewirken.“ So fragt sich ganz Bremen vor einem Jahr, wer denn eigentlich Lencke Steiner sei und was sie überhaupt will – wäh- rend Lencke Steiner und die FDP selbstironisch einerseits mit dem Image der jungen Blondine spielen und andererseits versuchen, ein biss- chen anders Politik zu machen: „Sei- en wir mal ehrlich, die FDP hat in den letzten Jahren wenig bis überhaupt nicht hier stattgefunden“, meint Lencke Steiner. „Wir wollten nicht so sein wie alteingesessene Politiker, die nicht mehr authentisch sind. Für unsere Wahlkampfauftaktveranstal- tung haben wir beispielsweise nach einem Ort gesucht, wo gelacht wird und geweint, der sinnstiftend ist und

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