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BREMISSIMA | Juli-August 2015

bremissima 41Herzenssache walters, aber wir haben mitgearbeitet wie alle anderen auch. Jeder hat jedem geholfen, es wurde abgegeben und zu- sammengearbeitet. Das müsste eine Selbstverständlichkeit sein! Demo- kratie sollte eigentlich schon im Kin- dergarten beginnen, und wenn sie in der Schule, dem Job, bei jeder Art von Miteinander selbstverständlich wäre, dann wäre so vieles möglich.“ Sie ist überzeugt: „Wenn nur ein Bruchteil der Menschen sich einsetzen würde, wäre das Zusammenleben viel einfacher und es könnte viel erreicht werden. Aber das Gegenteil ist der Fall, zunehmend wird Wert auf Abstand und Diskretion ge- legt, die Menschen konzentrieren sich mehr und mehr auf sich selbst.“ Ein besonderer Verein Nicht so Erika Habekost: Ich treffe sie im Büro des Nachbarschaftsvereins Bultenweg e.V., sie telefoniert, denn eine Wasserpumpe in der Nachbar- schaft funktioniert nicht. Auch das wird zu ihrer Aufgabe. Manchmal ist es selbst für sie, die so viel Energie besitzt, ein bisschen viel. Aber Anpacken war schon immer ihr Motto, Abwarten und Zusehen nie. Doch sie sorgt sich um den Verein, der durch Krankheit und Tod die Mehrzahl der Vorstandsmitglieder verloren hat. Sie hat nun eine dringen- de Mitgliederversammlung einberufen, denn die Auflösung droht. Problema- tisch ist vor allem die mangelnde Mit- arbeit der mittleren Generation, die so dringend benötigt wird. Erika Habe- kost hofft sehr, dass es doch noch eine Lösung für den Verein gibt, der seit fast 50 Jahren die Nachbarschaft so gut ver- tritt. Doch wie auch immer es ausgehen wird, sie wird weitermachen. Der Weg nach Bremen Als Erika Habekost zehn Jahre alt war, musste ihre Familie 1945 aufgrund des Zweiten Weltkrieges Mecklenburg- Vorpommern verlassen, sie verlor na- hezu alles. Da ihr Vater aus Hamburg kam, konnte die Familie bei der Ver- wandtschaft dort neu anfangen. Eri- ka Habekost wurde Zahntechnikerin, lernte ihren Mann, einen gebürtigen Berliner, kennen, und kam am 8. Janu- ar 1963, den Tag wird sie nie vergessen, hochschwanger im bitterkalten Bremen an. Sohn und Tochter wurden geboren, die ersten Jahre waren schwer. Doch Bremen und Erika Habekost haben sich dennoch gefunden, sie wurde eine Os- terholzerin mit Leib und Seele. Und be- gann sich schon früh in der Schule der Kinder zu engagieren. Sie wurde Eltern- und stellvertretende Schulsprecherin, setzte sich für schulische Belange wie die Aktion „Kleine Klassen“ und bei der Vorbereitung der Orientierungsstufe ein. Nachdem die Kinder flügge und er- wachsen waren, wandte sie sich dem Nachbarschaftsverein Bultenweg zu. Hier ist sie schon lange Erste Vorsit- zende. Hier kämpfte und kämpft sie für die Interessen der Stadtteilbewohner, wie den Erhalt der Stadtteilbibliothek, die bessere Anbindung an den öffentli- chen Nahverkehr, den Marktplatz, das Klinikum Bremen Ost, sammelte Un- terschriften gegen den Verkauf der Ge- woba und engagiert sich für unzählige andere Projekte. Und sie ist der Gesamt- schule Ost, die sie dann auch für den Deutschen Bürgerpreis vorgeschlagen hat, eine unverzichtbare Stütze. Deren Integration in den Stadtteil fördert sie, und sie ist auch selbst in der Schule präsent. Hier finden die jährlichen Ad- ventsfeiern und Kohlessen des Vereins statt, hier gibt sie Lesetrainings, setzt sich für die schulinterne Bildungsmesse ein und hilft, wo immer sie kann. Die Ehrung für das Lebenswerk Erika Habekost bekam 2013 nicht nur den Bremer Bürgerpreis, sondern im Rahmen einer feierlichen Preisverlei- hung in Berlin auch den Deutschen Bür- gerpreis in der Kategorie Lebenswerk überreicht. „Die Verleihung des Deut- schen Bürgerpreises war ein Höhepunkt in meinem Leben!“ Er ist Deutschlands größter Ehrenamtspreis, und Erika Ha- bekost erhielt ihn für ihr lebenslanges bürgerschaftliches Engagement. Dabei ist sie unzählige Kooperationen einge- gangen, hat viele Menschen getroffen, ein großes Netzwerk aufgebaut – und sogar den Bundespräsidenten kennen-Der Deutsche Bürgerpreis - Deutschlands größter Ehrenamtspreis S

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