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BREMISSIMA | Juli-August 2015

2424 bremissima + Silke Stapenhorst H eike Klattes Zuhause ist ihr Arbeitsplatz: ihr Milchbauernhof. Der Hof liegt im dörflichen Borgfeld und sie hat knapp fünf Kilometer entfernt inmit- ten ihres Weidelands einen neuen Stall nach aktuellen Standards errichten las- sen. Als ich eintreffe, hat die 35-jährige Landwirtin gerade die Kühe von der an- deren Straßenseite geholt und auf einem Stück Wiese provisorisch eingezäunt. Während wir durch den neuen Stall mit der hochmodernen Melkanlage gehen, finden die Milchkühe eine Lücke im Zaun und suchen sich selbst ein Stück Land zum Grasen aus, wo sie jedoch frisches Saatgut zertrampeln. Schnell treibt die Landwirtin die 60 Kühe auf die richtige Weide. Manche Kühe lau- fen bereitwillig los, einige schauen neu- gierig, was da eine fremde Person mit Kamera auf der Weide macht, andere sind gewitzter und suchen sich selbst ein Fleckchen Gras aus. Nach viel lau- tem Gemuhe sind sie endlich auf der vorgesehenen Weide. Alle Nasen ste- cken im saftigen Gras, wir hören zufrie- denes Schmatzen. Inmitten der glückli- chen Kühe unterhalten wir uns... Seit 160 Jahren in Familienbesitz Heike Klatte, deren Bauernhof seit 160 Jahren im Familienbesitz ist, erzählt, wie sie den elterlichen Hof übernahm: „Eigentlich war nach Bremer Ältesten- recht mein älterer Bruder dafür vor- gesehen. Ich hatte nach dem Abitur zunächst Speditionskauffrau gelernt und wollte Tiermedizin studieren. Als mein Bruder sich entschied, den Hof nicht weiterführen zu wollen, war ich noch mit meinem Sohn in Elternzeit und habe gesagt, ich versuch’s! Da es in der Landwirtschaft oft vorkommt, dass der Zweit- oder Drittgeborene oder die Tochter den Hof übernimmt, kann man die Ausbildung bis hin zum Meister in der Abendschule nachholen. Und als alles gut lief, war schnell klar, dass wir den Hof nun mit einem neuen Stall wei- ter ausbauen.“ In dem neuen Stall mit angrenzendem Weideland leben die 60 Milchkühe, alle aus eigener Nachzucht. Mit den Jung- tieren hat der Betrieb insgesamt 130 Rinder. „Die Bullenkälber behalten wir heute nicht mehr zur Aufzucht. Hier am Standort verdiene ich mit Milchkü- hen mehr Geld als mit Bullen,“ erklärt die Milchbäuerin. Durch die eigene Nachzucht hat die Landwirtin einen engen Bezug zu den Kühen, kennt jede einzelne. „Jede Kuh hat ihren eigenen Charakter. Es gibt Tiere, an denen ich schon sehr hänge, bei denen ich es sehr schade finde, dass man sie nicht ewig halten kann. Wenn ich weiß, dies ist die letzte Saison des Milchgebens für die Kuh, muss ich mich schon ein wenig abnabeln. Wir sorgen dafür, dass eine Kuh, bevor sie ihr Leben als Milchkuh beendet, noch einen Sommer auf der Weide verbringen darf.“ Den Familienbetrieb führt sie gemein- sam mit ihrem Vater, ihr Mann ist Brauer – nicht Bauer. Die körperlich schwere Arbeit macht ihr nichts aus: „Als Frau geht man an manche Sachen anders ran. Ich bin ich einigen Dingen vielleicht langsamer als mein Vater. Wenn ich ein Problem habe, überlege ich einfach ein bisschen länger, wie ich es mit Hilfsmitteln schaffe, ohne mich zu verheben. Ich bin im Umgang mit den Tieren wesentlich ruhiger, was mir oft den zweiten Mann erspart. Ich gehe halt lieber mit einem Apfel zur Kuh und streichele sie, weil ich sie dann so besser Heike Klattes Arbeitsalltag beginnt morgens um halb fünf

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