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BREMISSIMA Magazin September-Oktober 2016

54 bremissima 54 54 ben der Kustodin, immer wieder neue interessante Werke in den Fokus zu rücken. 2015 zeigte die stellvertreten- de Direktorin eine Ausstellung über den kaum bekannten Künstler Emi- le Bernard, der der beste Freund von Vincent van Gogh war. In dem Zusam- menhang beschäftigte sie sich inten- siv mit einem Album, in das Bernard über 850 Zeichnungen und Skizzen – zumeist ohne Beschriftungen – kreuz und quer geklebt hatte. Es war ein riesiges Puzzlespiel, Datierungen und Motive zu erforschen. Dabei kam eine Entdeckung zu Tage, deren Nachricht um die Welt ging: Ein bisher unbe- kanntes Portrait von Bernards Freund Van Gogh. Derartige Recherchearbeit klingt fast kriminalistisch. Auf die Frage, ob man als Kunsthistoriker einen Faible für Krimis haben muss, antwortet Doro- thee Hansen:„Ich gucke gerne mal ei- nen Krimi im Fernsehen, aber ich lese unter anderem auch gern Literatur, die zu meinen Ausstellungen passt. Wenn es um die Impressionisten geht, sind natürlich Emile Zola oder Guy de Maupassant interessant oder auch Joris-Karl Huysmans. Aber jetzt bin ich im Liebermann-Fieber, da bietet sich Theodor Fontane an. Frau Jenny Treibel habe ich gerade wiedergele- sen, das Buch bietet eine wunderba- re Beschreibung Berlins im späten 19. Jahrhunderts. Aber ich mag auch Zeitgenossen. Einer meiner Favoriten ist Unendlicher Spaß von David Fos- ter Wallace, ein Buch, bei dem Tennis eine zentrale Rolle spielt.“ Seit 1995 spielt sie beim Bremer Ver- ein Tennis-Rot-Weiß und kämpft bei Punktspielen mit ihrer Mannschaft um den Sieg. Eine private sportliche Leidenschaft, mit der sie sich nun auch im Rahmen der kommenden Lieber- mann-Ausstellung beschäftigt. Doro- thee Hansen erzählt, dass Tennis und Liebe früher eng miteinander verbun- den waren: „Die Beschäftigung mit den Tennisbildern von Max Lieber- mann hat mir gezeigt, dass das Tennis- spiel vor über 100 Jahren eine wichtige soziale Funktion erfüllte: Es war eine der wenigen Möglichkeiten, bei denen junge Frauen und Männer ungezwun- gen miteinander in Kontakt kommen konnten. Tennis galt um die Jahrhun- dertwende als ‚Flirtsport‘, Witzblätter verspotteten die eingezäunten Plätze gar als ‚Verlobungszwinger‘.“ Es ist weltweit das erste Mal, dass Max Liebermanns Werke zum Thema Sport in einer Ausstellung versammelt werden. Ganz im Sinne der sportli- chen Komponente der Ausstellung bereitet sich Dorothee Hansen mit Mitarbeitern der Kunsthalle laufend auf die Schau vor: Am 2. Oktober startet sie mit dem Team-Liebermann zum ersten Mal beim swb-Marathon über die 10 km-Strecke. Privat joggt sie regelmäßig an der Weser entlang, aber die Teilnahme an einem solchen Laufevent ist dann doch etwas an- deres. „Ich muss gestehen, dass ich doch etwas aufgeregt bin, die 10 km zu laufen. Privat laufe ich meistens nur circa 5 km, zur Fitness und um den Kopf frei zu bekommen. Es freut mich allerdings, dass wir ein Team am Start haben, denn das schweißt uns auch bei der Arbeit im Museum noch mehr zusammen. Für eine Großaus- stellung wie die über Liebermann ist es wichtig, dass alle Abteilungen eng zusammen arbeiten. Das Haus ist mit seinen rund 60 festen Mitarbeitern letztlich wie ein mittelständisches Unternehmen aufgebaut: In der In- dustrie entwickeln Ingenieure neue Produkte, bei uns sind es die Kunst- wissenschaftler, die Ausstellungspro- jekte vorschlagen. Für die Kommuni- kation sorgen unsere Presseabteilung und die Marketingabteilung, die bei- spielsweise auch Exklusivabende für Unternehmen in unserem Haus oder auf dem Dach organisieren. Darüber hinaus haben wir natürlich eine gro- ße pädagogische Abteilung, die sich unter anderem um Gruppen-, Schü- ler- und KITA-Führungen, kümmert. Unsere Technikabteilung und unsere Restauratorinnen sind nach außen hin kaum sichtbar, sind aber essentiell, wenn es an die Vorbereitung und den Aufbau von Ausstellungen geht.“ All diese Abteilungen arbeiten jetzt auf Hochtouren, um pünktlich zur Aus- stellungseröffnung fertig zu sein. Es bleiben noch circa zwei Monate. Ein sportliches Ziel! Highlights: - Samstag, 10. September um 17 Uhr: Künstlergespräch mit Mary Reid Kelley (auf Englisch) - Sonntag, 25. September um 12 Uhr: Kinder führen Familien - Dienstag, 22. November um 19 Uhr: „Max Liebermann – Leben, Werk und Wannseegarten“ Vortrag von Dr. Martin Faass, Direktor der Liebermann-Villa am Wannsee, Berlin - Dienstag, 17. Januar 2017, 19 Uhr: Vortrag von Dr. Dorothee Hansen über Max Liebermann und Lawn-Tennis - Dienstag, 14. Februar. 2017, 19 Uhr: „Freiheiten von Frauen im Sport– Mythen und Rollenbilder“ Vortrag von Dr. Daniela Schaaf, Deutsche Sporthochschule Köln - Sonntags, 15 Uhr: Öffentliche Führungen durch die Sammlung - Donnerstags, 13 Uhr: 15-minütige Kurzführung „Kunstpause“ Wer übrigens unter der Flagge des Liebermann-Teams mitlaufen möchte, kann das Liebermann- Funktionsshirt für 36 € in der Kunsthalle bestellen. Bitte per E- Mail die T-Shirt-Größe senden an: lange@kunsthalle-bremen.de. S

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