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BREMISSIMA Magazin Juli-August 2016

Hautnah BREMISSIMA 59HERZENSSACHE BREMISSIMA fühlen, wie es ihnen geht, müssen auch nicht viel erklären, weil sie zusammen mit Menschen sind, die wissen, wie es ihnen geht.“ Erinnerungen können die Kinder am von ih- nen gestalteten Trauerbaum mit individuellen Nachrichten an die verstorbene Person ausdrücken. Auch über die Dau- er ihrer Trauerarbeit im Trauerland entscheiden die Kinder selbst, manche sind über viele Jahre hinweg in den Gruppen, die sich 14-tägig treffen, manche nur ein paar Monate. „Da- bei braucht nicht jedes Kind das Trauerland, die Trauerarbeit jedes einzelnen ist völlig unterschiedlich. Grundsätzlich gibt es immer mehr Bedarf an unserer Arbeit. Wir haben lei- der auch Wartelisten und können nicht immer sofort einen Platz zur Verfügung stellen.“ Der Weg ins Trauerland Die Idee, mehr für trauernde Kinder zu tun, kam Beate Ale- feld-Gerges bei ihrer Arbeit als Sozialpädagogin in „Alten Eichen“, wo sie feststellte, dass der Grund für Verhaltensauf- fälligkeiten bei Kindern oft der Tod eines nahen Menschen ist. Das Verständnis dafür lieferte ihre eigene Geschichte, die von der Ermordung ihrer Zwillingsschwester im Jahr 1991 geprägt war. Durch die Überforderung mit der Situa- tion fand die Trauer keinen Platz in der Familie. So ließ sie sich zunächst zur Trauerbegleiterin ausbilden und stellte dann fest, dass keine Anlaufstellen für betroffene Kinder existierten. Initialzündung für die Gründung von Trauer- land war das folgende sechsmonatige Praktikum im Dougy Center in Portland, Oregon im Frühjahr 1999, denn direkt nach der Rückkehr gründete sie im Herbst 1999 zusammen mit sieben Freunden Trauerland e. V. „Im Dougy Center wur- de schon seit 1986 mit trauernden Kindern gearbeitet, und mich faszinierte das freie Konzept, die Kinder dort abzuho- len, wo sie stehen“, erzählt Beate Alefeld-Gerges begeistert. Die erste Gruppe begann Anfang 2000 mit drei Kindern und einer Leiterin, nach einem halben Jahr waren es schon zwölf Kinder. Die Anfangszeit war schwierig, vor allem finanziell. „Und dabei hatten wir noch das Ziel, für jeden in Bremen, der Bedarf hat, einen Platz zu bieten. Das können wir nicht schaffen, das Ausmaß ist weit größer, als wir uns das vorge- stellt haben. Dennoch möchten und werden wir uns weiter bemühen, zusätzliche Angebote zu schaffen, auch zum Bei- spiel für Flüchtlinge und im Bereich Traumaarbeit. Dafür brauchen wir aber noch Zeit und vor allem Geld, wir suchen weiter starke Partner!“ Anfangs war es ein Anruf der Erzie- hungsberatungsstelle Bremen-West nach einem Zeitungsar- tikel im Weser Kurier und dem Angebot, deren Räume in der Elisabethstraße nutzen zu können, der dem Trauerland weiterhalf. Dann fanden sich weitere Unterstützer, Spender, Mitglieder und prominente Botschafter wie Thomas Schaaf, Ina Müller oder Willi Weitzel. Mehr Raum für trauernde Kinder Eines der Ziele von Beate Alefeld-Gerges ist es, ein großes Netz an Anlaufstellen für Kinder aufzubauen. Funktioniert das? „Ja, es wird mehr! Es geht zwar viel langsamer, als ich mir das wünsche, aber es geht dennoch vorwärts. Seit 2010 besteht eine Kooperation mit dem Hospizverein „SPES VIVA“ aus Ostercappeln bei Osnabrück, seit 2011 mit dem Verein „Sternenland e. V.“ aus Sendenhorst bei Münster und seit 2012 mit der Einrichtung „Anderland“ aus Osterholz- Scharmbeck.“ Beate Alefeld-Gerges berät als Trauerexpertin bundesweit Einrichtungen, die ähnliche Angebote nach dem Trauerlandkonzept aufbauen möchten. Um das Thema Tod und Trauer zu enttabuisieren, hält sie in unterschiedlichen Institutionen Vorträge zu diesem Thema. Der Umzug in die deutlich größeren Räume in der Schwachhauser Heerstraße 63a erfolgte 2011. Das Trauerland und seine Idee wachsen also stetig. Damit aber auch der Bedarf an Unterstützung, fi- nanziell oder auch direkt in Form von Mitarbeit: Jetzt schon sind es 150 ehrenamtliche Helfer, und wer auch dabei sein möchte, kann sich direkt einbringen, zum Beispiel als Trau- erbegleiterin oder -begleiter, die Schulung erfolgt nach ei- nem Infoabend direkt bei Trauerland. Aber es gibt auch noch andere Möglichkeiten, die auf der Homepage des Vereins be- schrieben sind (www.trauerland.org). Ein paar Fragen habe ich zum Schluss noch: „Wie verar- beiten Sie persönlich so manche Geschichte der Kinder?“ „Grundsätzlich sind wir professionell genug, und wir pas- sen gut auf uns auf! An manchen Tagen kann es einen schon auch mal runterziehen und man muss sehen, dass man sich nicht zu sehr involviert. Es ist für uns alle wichtig, danach gut nach Hause gehen zu können. Mir hilft als Ausgleich auch das Schwimmen.“ „Sind Sie denn zufrieden mit oder vielleicht sogar ein wenig stolz auf die großartige Aufbau- arbeit, die Sie geleistet haben?“ „Ja, ich bin schon stolz und hoffe, dass mein Beispiel auch ein bisschen Ermutigung für andere Pionierinnen und Pioniere ist!“ Und wie war es, 2013 ihr eigenes Konterfei auf den wunderschönen Plakaten für die „GOLDENE BILD der FRAU“ zu sehen? „Das war wit- zig! Und diese Auszeichnung ist natürlich auch eine große Ehre für mich, über die ich mich sehr gefreut habe.“ Alle Informationen, Angebote und auch Unterstützungs- möglichkeiten unter www.trauerland.org Spenden an „Trauerland“: IBAN DE11 2905 0101 0017 1999 77 Sparkasse Bremen Beate Alefeld-Gerges gibt Kindern einen Raum für ihre Trauer IBAN DE11 290501010017199977

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