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BREMISSIMA Magazin | Mai-Juni 2016

Hautnah BREMISSIMA 57 FASHION BACKSTAGE D er Mund meines Gegenübers wandelt sich von einem freundlichen Lächeln in ein kleines abwertendes Grinsen. Ja, dieser Moment ist mir schon des Öfteren in meinem Leben begegnet. Andere studieren Medizin, Betriebswirtschaft, Psychologie, Lehramt und ich entschied mich nach meinem Abitur für ein Studium im Bereich Modedesign. Nicht, weil ich „dumm, oberflächlich, unter der IQ-Normalgrenze, reich und untalentiert oder zusammengefasst einfach nur blond bin“. Nein, im Gegenteil: Ich entschied mich gegen ein Kunststudium und gegen die fragwürdigen Blicke meiner Mutter, woher ihre Tochter auf diese eher „familienentartete Idee“ kam. Ich wusste über die Oberflächlichkeit eines Modedesign-Studiums und dessen meisten Studenten Bescheid. Trotzdem war ich davon überzeugt, dass ich etwas verändern kann. Ich wollte die Kunst in die Mode bringen. Das ganze eingefahrene Trenddenken aufbrechen, neue Möglichkeiten entdecken. Eine echte Pionierin sein und wahrhaftige Rebellin. Konventionen brechen, neue Welten erschaffen. Ja, so in etwa waren meine Vorstellungen. Ich belegte noch schnell einen Mappenkurs, bewarb mich, überstand mehrere Prüfungen und bekam sogar das Stipendium vom Förderkreis für hochbegabte Künstler. Diese Anfangszeit trieb mich in eine höhere Form der Euphorie und ich LARA PACKHEISER fühlte mich wie ein Vogel, einfach schwebend. Früher hat mich Mode eigentlich überhaupt nicht interessiert. Ich las auch keine Modemagazine. Ich hatte mich und meine Ideen. Mein erster und wichtigster Dozent im Grundstudium sagte mir, ich sei ein Rohdiamant. Ich erinnere mich noch. Ich hatte merkwürdige Schuhe getragen. Ich nenne sie immer „Till- Eulenspiegel-Schuhe“, wenn ich daran denke und ich erinnere mich an seinen Blick auf meine Schuhe. Nun, knapp sieben Jahre später, denke ich gerne an diese schöne euphorische Anfangszeit. Nun weiß ich, was dieser Weg bedeutet. Um allen Menschen mal ihre Illusionen zu nehmen: Ein Modedesign-Studium ist knallharte Arbeit. Keine Freizeit mehr, deine Freunde im Studium werden irgendwann, ob du es willst oder nicht, Konkurrenz. Dort die Balance zu finden, bedeutet unglaublich viel Selbstkontrolle. Ferien gibt es nicht. An meiner privaten Akademie hatten wir Hamburger Schulferien. Maximal 5 Wochen. Ferien waren nur Akademie- Freie-Tage, arbeiten musstest du in den Ferien, sonst hingst du zurück, weil alle schon mit den Skizzen zum neuen Kollektionsthema anfingen. Im Grundstudium, die ersten vier Semester, liegt der Fokus auf Zeich- nen, Design, Aktmalerei, Illustration, Grundlagen der Fertigung und Schnitt- technik. Mein Stundenplan belief sich auf vier Tage die Woche, Beginn 8.00/9.00 Uhr, Ende circa 18 Uhr. Auf- grund Geldmangels entschied ich mich für das Pendeln zwischen Bremen und Hamburg. Ich stand also überdimensi- onal früh auf und kam sehr spät abends nach Hause. Aus heutiger Sicht sicher- lich ein riesiger Stressfaktor, dessen Auswirkung mir erst nach meinem Stu- dium bewusst wurde. MODE STUDIEREN? KANN MAN DAS? 57 BREMISSIMA

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