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BREMISSIMA | September-Oktober 2015

bremissima 45Herzenssache / cynthia hoedoro I Einmal die Woche heißt es Zeit für Annika und Janessa ch bin ganz überrascht darü- ber, dass sich jemand für mich interessiert“, lacht Annika Bä- decker, als wir uns in ihrem Garten bei Tee und Kuchen treffen. „Ich mache doch gar nichts Besonderes.“ So ganz kann ich ihr da nicht zustimmen. Denn die 21-Jährige setzt sich ehrenamtlich bei dem Mentorenprojekt „Balu und Du“ ein. Und das ist mehr, als viele an- dere Menschen leisten: „Ich wollte mir nach meinem Fachabitur und der gan- zen Lernerei eine Lernpause gönnen. Nur jobben, vielleicht Kurse belegen, reisen – und dazu noch etwas machen, das wirklich Sinn hat“, sagt Annika und lacht. „Also habe ich ganz einfach nach ‚Ehrenamt‘, ‚Kinder‘ und ‚Bremen‘ ge- googelt. Der erste Treffer war direkt die Freiwilligenagentur in Bremen. Und ei- nes der Projekte ist ‚Balu und Du‘, das es nicht nur in Bremen, sondern deutsch- landweit gibt.“ Ein aufreibender Start Beim Mentorenprojekt „Balu und Du“ kümmert sich ein „Balu“ zwischen 17 und 30 Jahren ein Jahr lang um seinen oder ihren „Mogli“ im Grundschulal- ter. Meist nehmen sozial benachteilig- te Kinder an diesem Projekt teil, die mithilfe der Grundschulen vermittelt werden: Diese treffen sich dann in der Regel einmal wöchentlich mit ihrem „großen Begleiter“ – unternehmen ge- meinsame Ausflüge, erleben neue Dinge unterwegs oder auch zu Hause, machen Hausaufgaben. Die Anregungen gehen dabei weit über das schulische Umfeld hinaus. „Ich habe mich dann relativ zeitnah nach meiner Ehrenamtssuche mit Claudia Fantz getroffen. Sie ist die Koordinatorin des Projekts hier in Bre- men. Und dann bekam ich direkt meinen ersten ‚Mogli‘“, berichtet Annika. Ei- gentlich bleibe es während des ehren- amtlichen Engagements für „Balu und Du“ bei nur einem „Mogli“, erzählt sie mir weiter. Doch die Mutter des Mäd- chens nimmt sich zu Beginn der Men- torenschaft das Leben, sie kommt nun abwechselnd bei verschiedenen Pflege- familien unter und zieht nach zwei Mo- naten endgültig aus Bremen weg. Zwar bleibt Annika während dieser Zeit ihre Hauptbezugsperson, dennoch verlieren die beiden danach den Kontakt: „Ich war wirklich enttäuscht von den Be- hörden: Da war dieses kleine Mädchen, das niemanden mehr hatte, und sie wurde von einer Familie zur nächsten geschickt, ich war quasi das einzig Be- ständige in ihrem Leben. Das war eine sehr aufreibende Zeit.“ Einmal die Woche heißt es: Zeit für „Balu“ und „Mogli“ Nach einer Pause von einigen Wochen lernt Annika schließlich im letzten Herbst während ihres Fachabiturs für Gesundheit und Soziales Janessa ken- nen, ihren heutigen „Mogli“. Und was machen die beiden, wenn sie sich ein- mal die Woche sehen? Muss es dann im- mer etwas Besonderes sein oder sind es auch mal ganz alltägliche Dinge, die sie unternehmen? „Wir treffen uns oft ein- fach hier bei mir, gehen zusammen raus oder backen in der Freiwilligenagen- tur Kekse. Aktionen mit den anderen ‚Balus‘ und ‚Moglis‘ machen wir auch: Durchgeführt werden beispielsweise gemeinsame Ausflüge zum Bauernhof“, antwortet Annika. „Toll war auch das von der Freiwilligenagentur organi- sierte Clownseminar mit dem Klinik- Clown Christian, das Janessa und ich besucht haben – rote Nasen inklusive!“ Unterstützt werden die „Balus“ in Su- pervisionen, die alle zwei Wochen stattfinden. Denn die meisten Mento- ren sind Studierende, Fachhochschüler oder andere junge Leute, die in diesem Bereich häufig eher wenig Erfahrung haben. Bei den Treffen können sie sich Rat bei den anderen „Balus“ und den Betreuern holen, über ihre Erlebnisse berichten, Situationen durchsprechen. „Mein Vorteil ist tatsächlich, dass ich selbst einmal Pflegekind beziehungs- weise Pflegejugendliche gewesen bin. Eine Zeit lang bin ich bei verschiedenen Pflegefamilien untergekommen, bis ich dann in eine Jugend-WG im Viertel und S Annika Bädecker hat eine kleine Freundin beim Mentorenprojekt Balu & Du gefunden

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