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BREMISSIMA | September-Oktober 2015

bremissima 19 Diagnose Myokarditis Es stellt sich heraus, dass bei Chantal eine Herzmuskelentzün- dung, eine Myokarditis, der linken Herzkammer aufgetreten ist. Häufigste Ursache: eine verschleppte Erkältung. Wieso je- doch die Entzündung bei Chantal so einen schnellen Verlauf genommen hat, lässt sich nicht ermitteln. Im Krankenhaus Links der Weser wird sie in ein künstliches Koma versetzt: Ihr Zustand war zunächst so schlimm, dass ein Arzt die El- tern darauf vorbereitet, dass ihre Tochter die Nacht mögli- cherweise nicht überleben würde. Drei Wochen verbringt die damals Elfjährige auf der Intensivstation, zwei Tage davon im Koma. Und trotz der schlechten Prognose bessert sich ihr Zu- stand schließlich so weit, dass sie nach Hause entlassen und medikamentös behandelt wird. „Drei Monate lang habe ich nur zu Hause gelegen. Und wenn mich einer meiner Freunde besuchen durfte, war ein Mundschutz wegen der Infektions- gefahr Pflicht. Nach oben in mein Zimmer konnte ich nicht mehr, die Treppen waren viel zu anstrengend für mich. Unser Wohnzimmer war quasi mein Krankenlager“, denkt Chantal zurück. Eine simple Erkältung wirft sie schließlich konstitu- tionell so aus der Bahn, dass sie erneut ins Krankenhaus ein- geliefert wird. Zwei Wochen später sorgen ihre Eltern dann für ihre Verlegung in das Deutsche Herzzentrum in Berlin – und das keinen Tag zu früh: Kaum angekommen, gerät ihr Herz aus dem Rhythmus. Chantal bekommt Kammerflim- mern, wird erneut in ein künstliches Koma versetzt und notoperiert. Jetzt wird sie an ein Kunstherz angeschlossen, das außen am Körper die Aufgaben der linken Herzkammer übernimmt. Gleichzeitig wird sie auf die Warteliste für ein Spenderherz gesetzt. Warten auf ein Spenderherz Ist es nicht befremdlich, auf ein neues Herz zu warten? Es bedeutet schließlich auch, dass jemand erst sein Leben ver- lieren muss. „Sicher ist es das“, gibt Chantal zu. „Ich musste mir erst klarmachen, dass der Mensch ja nicht für mich ver- stirbt, damit ich weiterleben kann, sondern dass er aufgrund eines Schicksalsschlages gestorben ist. Und seine Familie sich dann in dieser Situation dafür entscheidet, dass dank seiner Organe wenigstens andere Menschen gerettet werden kön- nen.“ Gewartet haben Chantal und ihre Eltern dreieinhalb Monate, bis ein erstes Herz gefunden worden ist. Vier Stun- den liegt sie vorbereitet im Operationssaal, bis ihr mitgeteilt wird, dass es leider doch nicht passe. „Das war schlimm“, sagt Chantal und verdeutlicht: „Wir sind wirklich in ein Loch ge- fallen: Die Wahrscheinlichkeit, dass bald wieder ein Herz für mich infrage kommt, erschien uns einfach zu gering.“ Doch sie hatte Glück: Drei Tage später kommt die Nachricht, dass nun ein passendes Herz da sei. Und genau das wird ihr dann auch eingesetzt: „Elf Stunden wurde ich operiert. Erst muss- te ja das Kunstherz entfernt werden, dann ein großes Stück meines eigenen Herzens, bevor schließlich das neue Herz ein- gesetzt worden ist.“ Ein großes Stück des eigenen Herzens? „Ja, etwas weniger als ein Viertel davon habe ich noch. Und das gibt auch weiter eigene Impulse ab – was sich zuerst ganz komisch angefühlt hat“, lacht Chantal. „Fast ein bisschen wie Schluckauf. Aber daran gewöhnt man sich.“ Der Start mit dem neuen Herzen verläuft zunächst holp- rig. Von zwei Wochen auf der Intensivstation liegt sie eine im Koma, ihre Nieren versagen, es folgt eine Dialyse. „Doch Hautnah S Mit 11 Jahren bekam Chantal eine Herzmuskelentzündung und später Herzkammerflimmern. Nur durch ein Spenderherz hat sie überlebt. Nach einer elfstündigen Operation hat Chantal ein neues Herz. Dennoch dauert es einige Wochen, bis es ihr wieder besser geht.

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