Please activate JavaScript!
Please install Adobe Flash Player, click here for download

BREMISSIMA | März-April 2015

55Herzenssache BREMISSIMA KATHARINA DELLING / SABRINA JENNE S D ie Koenenkampstraße ist eine ruhige Straße mit vielen kleinen Einfamili- enhäusern. Sie liegt nicht weit vom Bürgerpark ent- fernt. Ganz versteckt, hinten links, öff- net sich ein kleines Gartentor zu einem Garten mit Klettergerüst, Schaukel und Basketballkorb. Ein kleiner betonierter Weg führt zu einem weiteren Einfamili- enhaus mit verglastem Eingangsbereich. Sofort fällt auf: Hier wohnen viele Kin- der. Vor der Tür stehen zwei Fahrrä- der und viele Schuhe in verschiedenen Größen. Doch dieses Haus ist nicht wie jedes andere in der Koenenkampstraße. Die Familie, die hier wohnt, ist ein bis- schen größer, ein bisschen gemischter und vor allem nicht durch Gene anein- ander gebunden. Das Haus in der Koenenkampstraße ist eine von vielen familienanalogen Wohngruppen in Bremen, eröffnet durch die gemeinnützige GmbH Alten Eichen. Diese Wohngruppen haben heute mit den Waisenhäusern, mit de- nen Bremens älteste Sozialeinrichtung im Jahre 1596 startete, nichts mehr gemein. Es ist eher wie eine große Wohngemein- schaft, ein Studentenwohnheim für Kinder und Jugendliche in Not. Man sucht sich zwar nicht aus, wer ein- oder auszieht, Kein Problem ist unlösbar aber alle verstehen oder arrangieren sich. Die Zimmer der Jungen und Mäd- chen verteilen sich auf vier Stockwer- ke - die ältesten von ihnen dürfen ganz oben wohnen, die jüngsten wohnen im Erdgeschoss, wo sich auch das Zimmer der Betreuer befindet. Mindestens ein „Herbergsvater“ lebt hier 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche mit den neun Kindern und Jugendlichen zusammen. Der Jüngste ist sieben und die Älteste 16 Jahre alt. Die meisten sind keine Waisen, sondern können aus verschiedensten Gründen nicht mehr zu Hause bei ihren Eltern wohnen. Manche nur vorübergehend, manche für immer. Patrick Harms ist einer der Sozialar- beiter, die sich um diese Wohngruppe kümmern. Er ist 37 Jahre alt und alle nennen ihn nur Paddy. „Paddy, darf ich deinen Pudding essen?“, fragt ein kleiner Junge. Es ist gerade Mittagszeit, die ersten Kinder kommen von der Schule und setzen sich an den gedeckten Tisch im Wohnzimmer. Es gibt Linguine, Fischstäbchen und Salat. Mittags kocht eine Haus- hälterin, am Wochenende wird gemeinsam gekocht. Nach dem Essen räumt jeder seinen Teller selbst ab, meistens. Wie in einer Familie eben. „Es ist hier sehr heimelig und persön- Patrik Harms (37) ist seit über zehn Jahren Sozial- arbeiter in einer familien- analogen Wohngruppe in Schwachhausen. Dort betreut er 9 Kinder und Jugendliche im Alter von 7 bis 16 Jahren. Mit 18 entdeckte er sein Talent für die Jugendarbeit.

Seitenübersicht